Andre Schulze Hobbeling ist einer von fünf Meistern in der Fertigung bei Münstermann. Der 32-Jährige kennt das Unternehmen seit seiner Ausbildung zum Metallbauer. Als Geselle hat er zunächst sein Fachabitur nachgeholt, um dann seinen Meister zu machen – beides in der Abendschule. Warum studieren nicht so seins ist und er sich mit einer eigenen Ausbildungsecke für den Nachwuchs bei Münstermann einsetzt, erzählt er uns. 

„Grob vorgeplant ist mein Arbeitstag schon, aber in der Fertigung läuft nicht immer alles ganz nach Plan“, erklärt Andre Schulze Hobbeling. Auch sein eigener Berufsweg sei nicht ganz nach Plan verlaufen. Nach der Realschule und einem erfolgreichen Schulpraktikum bei Münstermann entschied er sich mit 16 Jahren für die Ausbildung als Metallbauer dort. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Westbevern hatte er schon immer handwerkliches Geschick und Interesse. Die Ausbildung absolvierte er demnach erfolgreich und konnte sogar auf drei Jahre verkürzen. Soweit alles im Plan. Doch dann konnte Andre aufgrund der damaligen Auftragslage nicht übernommen werden. Also entschied er sich für das Bachelor-Studium Maschinenbau. „Das theoretische Studium war aber nicht so meins, vor allem Mathe“, erinnert er sich. Er brach ab. Einer der ersten, der davon erfuhr, war sein ehemaliger Fertigungsleiter. Da Andre in den Semesterferien weiterhin bei Münstermann gearbeitet und so den guten Kontakt immer aufrechterhalten hatte, fragte er direkt nach, ob es eine Möglichkeit gebe, wieder zurückzukommen. Und die gab es: Nur zwei Wochen später konnte Andre wieder bei Münstermann anfangen. „Ich war dankbar, dass ich wieder arbeiten konnte und froh, dass die Auftragslage es zuließ“, betont er.

Soziale Aspekte bei Münstermann

Nach seiner Rückkehr als Geselle in die Fertigung, folgte vier Jahre später der Wechsel in die Qualitätssicherung bei Münstermann. Dort und bei Zulieferern vor Ort achtete er auf die notwendigen Zertifizierungen und das Einhalten der Qualität bei allen Arbeitsschritten. Nicht geplant war, dass eines Tages Bernd Münstermann ihn motivierte, doch noch seinen Meister zu machen. „Ich wollte eigentlich nicht, aber jetzt würde ich meinen Meister sofort wieder machen, aber besser in Vollzeit anstatt in der Abendschule“, gesteht Andre ein. Drei Jahre lang fuhr er nach der normalen Arbeit zweimal pro Woche noch zum Weiterbildungskolleg nach Münster. Dort machte er erfolgreich seinen Meister und im Nachgang seinen Schweißfachmann – der auch noch einmal ein halbes Jahr Zeit in Anspruch nahm.
 
Andre ist jetzt der jüngste Meister in der Fertigung bei Münstermann. Unter den rund 100 Fertigungsmitarbeitern ist auch der Mann, von dem Andre selbst vor 17 Jahren zum Metallbauer ausgebildet wurde. Jetzt ist Andre sein Vorgesetzter und plant ihn für die Projekte ein und verteilt Arbeitsaufträge. Ob das nicht komisch sei? „Nein, das Klima ist der größte Pluspunkt hier im Unternehmen. Die Redewendung ‚eingeschweißtes Team‘ stimmt hier wirklich. Und bei der Mitarbeiterführung werde ich durch interne Seminare unterstützt. Ich lerne jeden Tag dazu“, betont er. Überhaupt seien die sozialen Aspekte bei Münstermann sehr wichtig. Das, was hinter den Kulissen füreinander getan wird, sei es die private Unterstützung in Notfällen oder der gemeinsam Spanferkelabend. „So einen Umgang wie hier untereinander sieht man selten. Ich weiß noch, wie erschrocken meine Mutter damals war, als ich als Azubi von meinen Chefs ‚Maggie und Bernd‘ berichtete, die bei Münstermann alle duzen dürfen“, sagt Andre.

Eine eigene Ausbildungsecke

Als Jüngster der insgesamt fünf Meister in der Fertigung kümmert Andre sich auch darum, dass dort alles immer digitaler wird und auf dem Stand der Technik bleibt. Zum Beispiel mit einem modernen Ressourcenplanungssystem. „Das klassische Klemmbrett brauchen wir hier nur noch, um auf dem Weg zum Computer nichts zu vergessen“, lacht er. Ein neuer Schweißroboter wäre schön und ist schon angefragt. Auch eine modernere Laserschneideanlage wünscht er sich, doch besonders am Herzen liegt ihm eine eigene Ausbildungsecke innerhalb der Fertigung. „Es soll keine eigene Lehrwerkstatt werden, sondern ein Ort, an dem wir Azubiprojekte und interne Fortbildungen durchführen können und interessierte Schülerinnen und Schüler, die uns im Rahmen einer Veranstaltung oder eines Praktikums besuchen, sich selbst ausprobieren können. Momentan müssen wir das an einem normalen Arbeitsplatz realisieren.“
 
Für den Nachwuchs setzt sich Andre auch als Mitglied im Gesellenprüfungsausschuss ein. Für die Kreishandwerkerschaft nimmt er als Prüfer an den Abschlussprüfungen der Auszubildenden im Metallbau teil. „Die Zusammenarbeit mit jungen Menschen macht mir einfach großen Spaß – sei es in der Abschlussprüfung mit den Gesellen oder wie beim Schweißworkshop für Mädchen im HOKO.LAB. Andre hat bei Münstermann seine Berufung als Metaller gefunden.

Warum hast du das Studium im Maschinenbau abgebrochen und stattdessen deinen Meister gemacht?

Der Meister war sehr viel praktischer, also mehr handwerklich geprägt. Im Nachhinein hätte ich ihn sofort machen sollen. Das Studium war nicht so meins und mir persönlich zu theoretisch. Als ich durch die ersten beiden Klausuren gefallen bin, war mir klar, dass ich mich nur weiter quälen würde. Für den Meister musste ich zwar auch viel lernen und es waren nebenberuflich am Weiterbildungskolleg drei harte Jahre, aber für mich der richtige Weg, der sich ausgezahlt hat.

Du bist inzwischen Vorgesetzter deines ehemaligen Ausbilders in der Fertigung. Ist das nicht komisch, wenn sich die Rollen so ändern

Ich war nach meiner Rückkehr zu Münstermann erst sechs Jahre in der Qualitätssicherung und damit raus aus der Fertigung. Das hat sicher geholfen. Denn von einen Tag auf den anderen hätte so ein Führungswechsel vermutlich nicht so gut funktioniert. Das Klima ist der größte Pluspunkt hier im Unternehmen. Die Redewendung ‚eingeschweißtes Team‘ stimmt hier wirklich. Und bei der Mitarbeiterführung werde ich durch interne Seminare unterstützt. Ich lerne jeden Tag dazu.